Fünf Jahre Meinbau GmbH
Der Gründer und Geschäftsführer Andreas Gehri (links) im Interview
Die Person Andreas Gehri ist so spannend wie die Firma Meinbau. Das zeigt sich unter anderem in seinem Lebenslauf. Als gelernter Hochbauzeichner war er bereits zu Beginn seiner Karriere in der Baubranche tätig. Nach der Berufsmatura wechselte er die Branche und studierte an der Fachhochschule Nordwestschweiz Soziale Arbeit. Nach einer 16-jährigen Karriere in der Sozialen Arbeit erwarb Andreas berufsbegleitend den Master “EMBA Management and Leadership, Wirtschaftswissenschaften”. Während des Studiums beschäftigte er sich erneut mit der Baubranche und entwickelte das Konzept für Meinbau. Neben all seinen beruflichen Verpflichtungen ist er Präsident des EHC Bucheggberg, fährt Fahrrad und ist nicht zu vergessen, vierfacher Vater.
Wie bereits bekannt entwickelte sich das Konzept zu Meinbau in deinem Studium. Doch wie entstand die Idee? – gab es da Erlebnisse?
Mein früherer Arbeitgeber hatte mit den sozialen Dienstleistungen noch ein Bau GU welches sich wie in einer Art einzelnen Betrieben gliederte. So lernte ich das Konzept «Ein Betrieb mehrere Dienstleistungen» kennen. – Dabei begegnete ich aber auch dem Problem, dass sich unter den eigenen Betrieben jeweils eine eigene Kultur und fast schon eine Art Rivalität dazwischen bildete. So kam mir eigentlich die Idee, dass man die Probleme von diesem Konzept lösen könnte, indem man die Zusammenarbeit noch mehr verdichtet. Dies zugunsten des Kunden. Ebenso bemerkte ich, dass die Kommunikation auf dem Bau sehr anspruchsvoll ist. Da kam mir meine «soziale Seite» wieder zugute. Da ich darauf geschult bin zu kommunizieren.
Wie kam es dazu, dass du dich in den Wirtschaftswissenschaften weiterbilden wolltest?
Ich wusste, ich will mich im Bereich der Führung und Wirtschaft weiterbilden. Da ich bereits Betriebsführer war. Zu Beginn wusste ich noch nicht, ob es Richtung NGO – also mehr der soziale Bereich oder Richtung BWL gehen sollte. Ich habe mich dann für die wirtschaftliche Weiterbildung entschieden. Der soziale Bereich ist meiner Meinung nach nicht ein freier Markt. Da er stark über die Politik und deren Gesetze sowie den vielen Versicherungsvernetzungen gesteuert wird.
Nach meinen gesammelten Erfahrungen hatte ich einfach Interesse an der freien Wirtschaft. Es reizte mich, einen nicht fremdbestimmten Markt zu betreten. Die Vorstellung, ein Angebot zu präsentieren, das dem Kunden gefällt und er dies zu zahlen bereit ist, ist für mich spannend.
War es schon immer dein Ziel, ein Unternehmen zu gründen? Was reizt dich am Geschäftsführer sein?
Lustigerweise erinnere ich mich nicht; aber mir wurde schon öfters gesagt, dass ich schon vor 15 Jahren über den Ur-Traum eines eigenen Geschäfts sprach. Diesen Traum verfolgte ich zwar nicht aktiv. Die wirkliche Umsetzung entwickelte sich erst während des Studiums.
Lange hatte ich mir einen solchen Schritt nicht zugemutet. In Weiterbildung habe ich gesehen, dass auch grosse Konzerne nur mit Wasser kochen und so den Mut gefunden. Mein Masterabschluss war der Businessplan zu Meinbau. Dies tat ich auch mit dem Gedanken, dass man mir da sicher sagen würde, wenn mein Konzept nicht funktionieren kann.
Was reizt dich am Geschäftsführer sein?
Mit einem Team zusammen etwas zu erreichen. Beispielsweise sagten mir viele, ich soll doch nur die Funktion des Bauleiters übernehmen. Auch wenn das zugegebenermassen finanziell weniger risikoreich wäre – aber ich wollte im Team von Anfang an mit dabei sein.
An dem Unternehmer sein an sich reizt mich die Challenge, selbst für sich zu sorgen. Dieses eine Produkt auf dem Markt, das die Leute kaufen, wenn sie denn überzeugt, davon sind. In der Sozialarbeit haben wir immer Subventionen gekriegt. Die Selbstständigkeit, ohne diese auszukommen reizt mich. Ebenso wollte ich etwas von Beginn an aufbauen. Auf einem weissen Blatt von Null starten und nicht aus einem alten Betrieb übernehmen. Heute kann ich sagen, dass ich das Privileg hatte, genau das zu tun.
Wie kam es schliesslich zu der Umsetzung von dem anfänglichen «Konzept» Meinbau?
Es gab einen Kollegen, um genau zu sein Kurt Müller. Er war ausschlaggebend. Im Prinzip sagte er mir: «Ich habe ein Haus. Du kannst das umbauen, aber ich muss jetzt wissen, ob du das machst oder nicht.» Das war so der letzte Stoss, den ich benötigte damit klar war; jetzt geht s los!
Spannend, dass dieser Anstoss von einem Freund kam, gab es noch weitere Menschen, die dich so zu deiner Selbstständigkeit begleiteten?
Für mich ist klar, dass es nicht nur eine Person war, sondern unzählige, die mich unterstützt und an mich geglaubt haben. An vorderster Front mit Haut und Haaren dabei war sicher meine Frau, die mit mir alles aufs Spiel setzte. Weiter geht es sicher zu meinen Dozenten, zum ersten Auftrag, dem ersten Mitarbeiter, Miro, der heute Teil der Geschäftsleitung ist, der Treuhänderin bis hin zu der Bank, die mich dann unterstützte.
Angespornt haben mich aber auch die, die nicht an mich geglaubt haben. Da war zum Beispiel der erste Kontakt mit einer Bank, die ich für einen Kredit angefragt habe. Sie glaubten auch nicht ansatzweise an mein Konzept und erteilten mir eine deutliche Absage.
Der erste Mitarbeiter war von Anfang an dabei. Wie sah euer Start in den Berufsalltag aus?
Um ehrlich zu sein, der erste Arbeitstag war ein Fest bei mir zu Hause. Dann bauten wir dann das Büro und gleich anschliessend ging es mit ersten drei grösseren Projekten los.
Meinbau wächst sehr schnell. Wie geht ihr mit dieser Entwicklung um?
So organisch wie möglich, so viel Struktur wie nötig und sinnvoll und gleichzeitig etwas frech bleiben. Unbewährtes wieder stoppen und Abläufe ändern. Nicht verbissen an einem System arbeiten. Schnell auf Situationen reagieren können. Wir möchten intuitiv agieren können und uns nicht auf x Berater stützen müssen. Wichtig ist auch, unsere eigene Kultur weiterzuentwickeln. Jeden Tag entwickeln wir unsere eigene Identität weiter. So führen wir uns selbst, in dem wir Wege klären. Nichtsdestotrotz ist es momentan die grösste Herausforderung. Nachdem wir nun das «Überleben» gemeistert haben, dürfen wir uns mit dem Umgang des Wachstums beschäftigen.
Eure Handwerker sind auch im Büro beschäftigt, wie muss man sich das vorstellen?
Wir sind ein Team und «Lean-Management» ist diesbezüglich wohl das richtige Schlagwort. Die Ausführenden sind schon in der Planung involviert. Der Graben zwischen Team Büro und Team Baustelle wollen wir gar nicht erst entstehen lassen. So garantieren wir, keine oder möglichst geringe Schnittstelle zu erhalten und die Qualität zu sichern.
Kannst du mir ein Beispiel für einen solchen Mehrwert geben?
Es ist wichtig, dass die richtigen Personen im richtigen Moment in Gesprächen dabei sind. Sie können alle eigene Ideen einbringen. So kann der Maler/Gipser bei Fragen zu Oberflächen den Kunden gleich direkt beraten. Wenn die Baustelle anschliessend läuft, weiss der Maler dann noch, warum man sich da für diesen Wandbelag entschieden hat was für den Kunden wichtig ist.
Wie hat sich dein beruflicher Alltag im Vergleich von vor fünf Jahren verändert?
Zuerst denke ich, es hat sich nichts verändert. Von der Funktion her mache ich immer noch das Gleiche. So bin ich Geschäftsführer, halte den Kundenkontakt, bin zuständig für die Auftragssicherung, die Planung und übernehme die Bauleitung.
Die Aussage stimmt aber so nicht ganz. Verändert hat es sich so, dass früher nur ich im Büro und Miro auf der Baustelle war. Es war also viel einfacher und kleiner. Ich kann aber immer noch behaupten, dass ich noch immer das mache, was ich gerne mache und habe so meine Herausforderungen dort, wo sie Spass machen.
Auf welches Projekt bist du besonders stolz? – Gibt es Momente, welche dir besonders im Kopf geblieben sind?
*lacht* ich muss ehrlich sagen, dass ich auf jedes Projekt gleich stolz bin, egal ob klein oder gross. Ich habe immer extrem Freude bei dem, was wir als Team geschaffen haben. Dabei spielt es keine Rolle, wie das Projekt war. Ich bin immer gleich stolz.
Ich habe von jedem Projekt Anekdoten oder Situationen im Kopf, die einmalig waren. Und ich könnte, glaube ich, von jedem Projekt einen solchen Moment aufzählen.
Was sind die Ziele von Meinbau in den nächsten fünf Jahren?
Das ist eine steile Frage … *Stille* Also ich würde sagen: Das Konzept weiterzuentwickeln, das Team festigen und ergänzen. Wir möchten weiter gesund wachsen. Ein Ziel ist sicher auch, die Marke auszubauen und in der Region bekannter zu werden. Marktfestigung.
Wir sprachen von Zielen hast du auch noch Visionen für Meinbau?
Hmm … Duplikation ist eine Vision – sprich unser Angebot in anderen Regionen der Schweiz anbieten zu können.
Ich bedanke mich Herzlich, für deine Antworten und deine Zeit. Noch eine abschliessende Frage zu deinem Privatleben. Wie gestaltest du deine Freizeit und wie holst du dir den Ausgleich zu der Arbeit?
Ich habe zwei Aufgabenfelder: Das Private und das Geschäftliche. Auch wenn sich diese manchmal überschneiden. Ich glaube, die Kunst ist es, alles unter einen Hut zu bringen. Ein Ausgleich ist für mich die Aktivität oder eine andere Verantwortung zu übernehmen. Präsident von EHC Bucheggberg zu sein ist für mich auch ein Ausgleich.
Was ich definitiv gut kann, ist zu geniessen. Auch würde ich von mir behaupten, dass ich überall mit Berufung Minimalist bin- auch zu Hause.
Das Interview wurde am 25.10.2023 von Anne Bogaert geführt.